Pflegekonzept

 

Tagespflege

der Diakonie Sozialstation

der Evang.-Luth. Kirchgemeinde Kahla

Roßstraße 38, 07768 Kahla

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Inhaltsverzeichnis 1

1 Einführung 4

1.1 Allgemeines 4

1.2 Beschreibung und Geschichte der Sozialstation 5

1.3 Motivation zur Eröffnung einer Tagespflege 7

1.4 Beschreibung der Tagespflege 7

Die Tagespflege der Diakonie Sozialstation befindet sich unweit der Stadtkirche der Evang.-luth. Kirchgemeinde und der Stadtverwaltung im Stadtkern von Kahla. Einen besonderen Wert legen wir hier zur Nachbarschaft mit unserem Träger sowie der Verwaltung der Stadt Kahla. Auch am regelmäßigen Markttreiben und städtischen Leben kann und soll hier rege teilgenommen werden. 7

2 Pflegeleitbild 10

3 Finanzierung der Tagespflegeeinrichtung 11

3.1 Finanzierung Sachkostenanteil der jeweiligen Pflegestufe analog zur ambulanten Pflege 11

3.2 Betreuungsleistungen nach §87b 11

3.3 Betreuungsleistungen nach §45b 11

3.4 Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege 12

3.5 selbst zuzahlende Anteile 12

4 Die Aufnahme in die Tagespflegeeinrichtung 12

4.1 Die Position der Tagespflege in aktuellen Versorgungsstrukturen 12

4.2 Zielgruppen der Tagespflege 13

4.3 Kontaktaufnahme und Erstbesuch 15

5 Umsetzung des Pflegeprozesses 17

5.1 Pflegeprozess 17

5.2 Pflegesystem 20

6 Leistungen der Tagespflege 21

6.1 Alltagsnormalität als Grundprinzip unseres Handelns 21

6.2 Pflegeangebote 22

7 Soziale Betreuung und Beratung 22

7.1 Therapeutische Angebote 23

7.2 Erhaltung motorischer Körperfunktionen 23

7.3 Gedächtnis und Konzentrationstraining 24

7.4 Förderung der Kommunikation und des Sozialverhaltens 24

7.5 Haushaltstraining 25

7.6 Kreatives Gestalten (Handwerk) 25

7.7 Therapieform - Einzelgespräche 26

7.8 Betreuungsangebote für dementiell erkrankte Tagesbesucher/innen 26

7.8.1 Training von Aufgaben des Alltags 26

7.8.2 Sprechübungen 26

7.8.3 Entspannungsangebote bei Unruhe- und Angstzuständen 26

7.8.4 10 – Minuten – Aktivierung 26

7.8.5 Validierende Gespräche 27

7.8.6 Bewegungsförderung 27

7.8.7 Gedächtnistraining 27

7.8.8 Erinnerungs- und Biografiearbeit 27

7.8.9 Passive Musiktherapie 28

Quellen 28

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 Einführung

1.1 Allgemeines

 

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Galaterbrief 6,2

 

Die folgenden Ausführungen möchten die Tagespflegeeinrichtung der Diakonie in Kahla vorstellen, konzeptionell abbilden und ihre Geschichte, Ausstattung und die Verbindung zum Standort Kahla beschreiben. Dieses Konzept möchte zudem die Grundlagen unseres Handelns innerhalb der Tagespflegeinrichtung benennen. Es wurde in der Mitte des Jahres 2015 erstellt. Es stellt grundsätzliche Bedingungen heraus und bietet Außenstehenden, den Mitarbeitern, Angehörigen, Klienten, den Kassen, den Sozialämtern, Kooperationspartnern und anderen Interessierten einen Überblick über die gewünschten Ergebnisse und Strukturen der Tagespflegeeinrichtung.

Das Konzept wurde zwischen der Pflegeleitung, Mitarbeitern der Einrichtung und einem externen Berater erarbeitet und abgestimmt.

In einer Mitarbeiterversammlung im September 2015 wurde das Konzept ausführlich besprochen.

Zukünftig erfolgt vierjährig oder bei grundsätzlichen Veränderungen eine Anpassung des Konzeptes an die Entwicklungen der Tagespflegeinrichtung.

Die Tagespflegeeinrichtung gliedert sich an die Diakonie Sozialstation der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Kahla an. Aus diesem Grund soll diese im Folgenden kurz vorgestellt werden.

 

1.2 Beschreibung und Geschichte der Sozialstation

Die Diakonie-Sozialstation befindet sich in Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Kahla. Diese Trägerschaft beruht auf der Gründung der Station 1992 durch Herrn Superintendent Rudolf Günther.

Zuständig ist auf Landesebene das Diakonische Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Eisenach.

Im März 1991 bezieht die DSST ihre ersten eigenen Räume in Kahla, Bachstraße 40, und beginnt ihre pflegerische Arbeit mit 5 Mitarbeiterinnen.

Ab 01.06.1991 arbeitet die Station unter Leitung von Schwester Sabine Briese. Für die Ökonomie der Einrichtung war Frau Karin Schmidt als Verwaltungsleiterin tätig.

1997 erfolgte der Umzug der Sozialstation in die Richard-Denner-Straße 1a. Unsere diakonische Einrichtung verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Interessen. Sie wird nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten gemäß den Trägervorgaben geführt. Sie sichert durch ein angemessenes Management die Qualität ihrer Arbeit und durch ein kontinuierlich unter Anwendung des PDZA-Zyklus weiter.

2003 entstand auf unserem Gelände ein Neubau „ Altersgerechtes Wohnen“ für 8 Senioren. Unsere Patienten können dort an attraktiven Veranstaltungsangeboten teilnehmen.

Die DSST wendet sich mit ihren Angeboten und Leistungen an Bedürftige in jedem Lebensalter: an Kinder und Erwachsene, sowie alte und pflegebedürftige Menschen.

2009 unternahmen Frau Susann Beutler die Verwaltungsleitung und Frau Andrea Krebs die Abrechnung. Schwester Jana Jäckel führt die Sozialstation als PDL seit 2010. Seit 2012 wird die Verwaltungsleitung von Frau Denise Jäckel ausgeübt.

Unabhängig von Konfession und Herkunft versorgen nunmehr 42 Mitarbeiter bei Pflegebedürftigkeit kranke Menschen mit Behinderungen und Menschen mit altersbedingten Einschränkungen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen der pflegebedürftige Mensch, seine Bezugsperson, sowie sein soziales und kulturelles Umfeld.

Darüber hinaus informiert und berät unsere DSST zu Fragen der Gesundheitsfürsorge, bei Pflegebedürftigkeit, sowie hinsichtlich der entsprechenden Finanzierungsmöglichkeiten.

Die Zielsetzung unseres pflegerischen Handels orientiert sich an unserem Leitbild sowie am Pflegemodell nach Juliane Jucchli.

Die Mitarbeiter der Diakonie-Sozialstation Kahla haben sich für den Pflegeprozess nach „Fiechter und Meier“ aus dem Jahre 1993 entschieden.

 

1.3 Motivation zur Eröffnung einer Tagespflege

Die Tagespflege ist ein teilstationäres Angebot, das hilfebedürftige Menschen tagsüber aufnimmt und ihnen Kontakt mit anderen Menschen, Förderung, Pflege und rehabilitative Maßnahmen sowie zusätzliche Betreuungsleistungen bietet. Pflegende Angehörige werden dadurch entlastet bzw. erst in die Lage versetzt, die Pflege zuhause über einen längeren Zeitraum zu übernehmen. Denn sie stehen oft vor einer großen Herausforderung. Zum einen wollen sie für den Pflegebedürftigen genügend Zeit zur engagierten und liebevollen Pflege und Betreuung aufbringen, andererseits müssen sie ihrer Familie und ihrem Beruf gerecht werden. Die Grenzen sind hier schnell erreicht. Deshalb ist die Tagespflege eine wichtige Ergänzung zur ambulanten Pflege. Sie kann zwar stationäre Senioreneinrichtungen nicht ersetzen, aber die Übersiedlung in eine solche häufig verzögern bzw. erst einmal vermeiden.

Mit der Errichtung einer Tagespflegeinrichtung in Kahla möchten wir pflegebedürftigen Menschen diese Versorgungsform anbieten, damit ein möglichst langes Leben in der eigenen Wohnung möglich bleibt.

 

1.4 Beschreibung der Tagespflege

Die Tagespflegeeinrichtung ist werktags von 08.00 – 16.00 Uhr geöffnet. Das Holen und Bringen erfolgt durch einen externen Fahrdienst, der die Tagespflegegäste an der Haustür abholt und zurückbringt. Das Einzugsgebiet der Tagespflege ist der Großraum Kahla mit den umliegenden Gemeinden. Die Essensversorgung zum Mittag erfolgt durch die in direkter Umgebung befindliche Fleischerei Lippmann. Hier wollen wir den Tagespflegegästen die gut bürgerliche Küche anbieten. Weiterhin versorgen wir unsere Gäste mit Frühstück, Vesper und ausreichend Getränken sowie Obst.

 

Die Tagespflege der Diakonie Sozialstation befindet sich unweit der Stadtkirche der Evang.-luth. Kirchgemeinde und der Stadtverwaltung im Stadtkern von Kahla. Einen besonderen Wert legen wir hier zur Nachbarschaft mit unserem Träger sowie der Verwaltung der Stadt Kahla. Auch am regelmäßigen Markttreiben und städtischen Leben kann und soll hier rege teilgenommen werden.

 

Das Gebäude, in dem sich die Räumlichkeiten der Tagespflegeeinrichtung befinden, hatte Herzog Ernst der I. zu Sachsen-Altenburg 1898 errichten lassen. Zu jener Zeit war es eines von sechs Amtsgerichten im Herzogtum. Seither hat das Gebäude, das bis 1949 Gerichtsgebäude blieb, das Stadtbild von Kahla geprägt. 1949 wurde der Gerichtsstandort Kahla aufgehoben und nach Jena verlegt. Die Nutzung des Gebäudekomplexes während der Zeit der ehemaligen DDR hat sich dann grundlegend gewandelt. Neben den 10 Wohnungen, die eingebaut wurden, waren über viele Jahre die Stadtbibliothek, die Musikschule, aber auch die Volkspolizei und die örtliche Meldestelle untergebracht.

 

Durch umfassende Baumaßnahmen über mehrere Jahre wurde das Gebäude saniert. Zwischenzeitlich befindet sich der gemeinnützige Verein „Radio Kahla“, eine Wohnung im Dachgeschoss, das Büro der Wohnbaugesellschaft sowie ein Begegnungszentrum, dass von Bürgern oder Vereinen der Stadt für Feiern oder Veranstaltungen angemietet werden kann in dem Gebäudekomplex.

 

Durch die zentrale Lage und die Geschichte des Gebäudes hat man in Kahla einen bekannten Standort gefunden.

 

Die Einrichtung, die sich in der ersten Etage des Gebäudes befindet ist barrierefrei, mit einem Aufzug zu erreichen und bietet ein ausreichendes Raumangebot für den Aufenthalt, die Betreuung und Pflege von 12 pflegebedürftigen älteren Menschen. Der Eingangsbereich mit breitem Flur (35 m²) verfügt über eine Garderobe sowie abschließbare Fächer für die privaten Sachen unserer Gäste. Wir verfügen über 3 Gruppenräume zur Beschäftigung, Therapie und Ruhe (je ca. 35 m“), eine Küche (23 m²), 2 Toiletten (ca. 3 m² und 9 m²) sowie ein behindertengerechtes WC mit angeschlossenem Duschraum. 2 der Gruppenräume sind mit je einem Pflegebett und Ruhesesseln ausgestattet, die den Gästen in der Mittagszeit und bei Bedarf zur Verfügung stehen.

 

Das Büro der Pflegedienstleitung (ca. 30m“) ergänzt das Raumangebot.

 

Die Räume der Tagespflege sind entsprechend der Altersstruktur der Gäste mit altersgerechtem Mobiliar im ländlichen Stil ausgestattet. Hier sollen sich die Gäste wie zu Hause fühlen. Auch handwerkliche und häusliche Erinnerungsstücke zur Dekoration sollen hierzu beitragen. Die Räumlichkeiten sind bezeichnet nach Sehenswürdigkeiten der Umgebung, um auch hier einen hohen Wiedererkennungswert zu schaffen. Die Räume werden entsprechend der Jahreszeiten mit den Gästen individuell gestaltet und dekoriert.

 

Im Außenbereich des Gebäudekomplexes befindet sich der Innenhof sowie ein Teil der Alten Stadtmauer von Kahla mit angegliederter Grünfläche, die für Außenaktivitäten genutzt werden können.

 

Um die Ziele der Tagespflege sicher zu stellen, beschäftigen wir geeignetes und geschultes Fach- und Hilfspersonal. Unser Personal wird in regelmäßigen Abständen geschult und weitergebildet, um den pflegefachlichen und -wissenschaftlichen Anforderungen zu entsprechen. Die jeweiligen Anforderungen sind in den Stellenbeschreibungen festgeschrieben.

 

Die fachliche Leitung obliegt einer examinierten Krankenschwester mit der Qualifikation zur verantwortlichen Pflegefachkraft mit einem Umfang von 460 Stunden. Ihr unterstellt ist eine weitere Pflegefachkraft (Altenpflegerin), die auch gleichzeitig Vertretungsaufgaben der PDL im Abwesenheitsfall ausübt. Im ständigen Tagesgeschäft ist dauernd eine Fachkraft vor Ort. Des weiteren werden Pflegehilfskräfte, Hauswirtschafter, Betreuungspersonal nach § 87b sowie eine Verwaltungsmitarbeiterin beschäftigt.

 

2 Pflegeleitbild

Wer sind wir?

Wir sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer diakonischen Einrichtung. Unser diakonischer Auftrag spiegelt ein christliches Menschenbild wider. Wir verstehen unsere Tätigkeit als gelebte Nächstenliebe in Wort und Tat.

Für wen sind wir da?

Wir wenden uns alten, kranken, hilfebedürftigen und behinderten Menschen zu. Wir pflegen, begleiten und trösten Schwerkranke und Sterbende. Wir beraten Angehörige und Betreuer. 

Was wollen wir erreichen?

Unsere Ziele sind zufriedene Kunden und Mitarbeiter. Im Rahmen unserer Möglichkeiten wenden wir uns dem Menschen als Ganzem zu, unabhängig von seiner Weltanschauung sowie seiner sozialen und kulturellen Herkunft. Wir achten die Würde jedes uns anvertrauten Menschen, knüpfen an vorhandene Ressourcen an und gehen auf individuelle Bedürfnisse ein. Eine gute Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen Interessenpartnern ist uns wichtig. 

Wie wollen wir das erreichen?

In unserer Pflege, Betreuung und Begleitung arbeiten wir durch die ständige Verbesserung des Qualitätsmanagement-Systems kundenorientiert und überzeugen durch Qualität und Transparenz. Wir halten qualifiziertes Fachpersonal vor und gewährleisten Kontinuität in Fort- und Weiterbildung. Jeder Mitarbeiter ist für das wirtschaftliche und ökologische Denken und Handeln am Arbeitsplatz und in der Einrichtung mit verantwortlich. Wir achten darauf, Zeit und Geld bedarfsgerecht und kostenbewusst einzusetzen. 

 

 

 

 

 

 

3 Finanzierung der Tagespflegeeinrichtung

Unsere Tagespflegeeinrichtung verhandelt regelmäßig die Pflegesätze für unsere Einrichtung mit den Pflegekassen und den Sozialhilfeträgern. Der Pflegesatz pro Tag setzt sich zusammen aus dem Pflegeaufwand je nach Pflegestufe, den Kosten für Unterkunft und Verpflegung, den Fahrtkosten und den Investitionskosten. Der Finanzierung des Tagespflegeplatzes liegen mehrere Möglichkeiten zugrunde. Gern sind wir beratend behilflich, damit unser Klient den jeweils richtigen Weg zur Finanzierung des Tagespflegeplatzes beantragen kann. Nachfolgend sollen die Möglichkeiten der Finanzierung kurz dargestellt werden:

 

3.1 Finanzierung Sachkostenanteil der jeweiligen Pflegestufe analog zur ambulanten Pflege

Leistungen der Tagespflege können ab 01.01.2015 neben der ambulanten Pflegesachleistung/dem Pflegegeld in vollem Umfang in Anspruch genommen werden. Das bedeutet, dass alle Pflegebedürftigen, die in der Pflegeversicherung eingestuft sind, für die Tagespflege extra Kassen-Leistungsbeträge erhalten, die voll für die Tagespflege eingesetzt werden können, ohne dass sich andere Leistungen der Pflegeversicherung (Pflegegeld/Leistungen der Sozialstation etc.) verringern.

 

3.2 Betreuungsleistungen nach §87b

Jeder Pflegebedürftige (Stufe 0 bis 3) erhält zusätzlich "Besondere Betreuungsleistungen" (104 oder 208 €/Monat), die für den Eigenanteil eingesetzt werden können. Nach Einreichung der Tagespflegerechnung bei der Pflegekasse erstattet die Kasse bis zu 104,00 €/208,00 € monatlich.

 

3.3 Betreuungsleistungen nach §45b

Die zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen i. H. v. 104,00 €  bzw. 208,00 €  monatlich sind zweckgebunden einzusetzen für qualitätsgesicherte Betreuungs- und Entlastungsangebote. D.h. die Pflegekassen erstatten Aufwendungen der Tagespflege.

 

3.4 Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege

Der Leistungsbetrag für Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege kann unterschiedlich eingesetzt werden. Außer den besonderen Betreuungsleistungen kann auch die Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege für die Finanzierung der Tagespflege genutzt werden. Dabei ist zu beachten, dass Verhinderungspflege wird für maximal 28 Tage/Jahr (4 Wochen) und bis zu einem Höchstbetrag von 1.612,00 €/Jahr gewährt wird. Die Tagesgrenze von 28 Tagen hat nur Gültigkeit, wenn die Verhinderungspflege tageweise, d.h. mindestens 8 Stunden am Tag in Anspruch genommen wird. Bei Verhinderungspflege von weniger als 8 Stunden täglich (z.B. in der Tagespflege) zählt nur der maximale Höchstbetrag, die Anzahl der Tage darf überschritten werden. 

3.5 selbst zuzahlende Anteile

Die Investitionskosten werden vom Tagesgast selbst bezahlt und in Ausnahmefällen vom Sozialamt übernommen.

 

4 Die Aufnahme in die Tagespflegeeinrichtung

4.1 Die Position der Tagespflege in aktuellen Versorgungsstrukturen

Das Ausscheiden aus dem Berufsleben führt für viele Senioren zum Teil abrupt zu einer Selbstbestimmung ihres Lebens. Die meisten älteren Menschen haben jedoch durch ihre von Arbeit und Pflichterfüllung geprägte Lebensgeschichte nicht gelernt mit ihrer plötzlichen Freiheit umzugehen. Dies kann zum Sinken des Selbstwertgefühls, Langeweile und Vereinsamung führen. Nachlassende körperliche und geistige Ressourcen führen in der Folge allzu oft zur Vereinsamung. Früher waren die Familienstrukturen durch ein enges räumliches und persönliches Miteinander der Generationen geprägt, heute sind die Familien oft zersplittert und durch große Entfernungen voneinander getrennt. Viele Senioren leiden unter dieser Trennung und darunter, dass die Familienangehörigen aufgrund einer hohen beruflichen Beanspruchung zu wenig Zeit haben.

Die Tagespflege kann viele strukturelle Defizite im Versorgungssystem der Altenhilfe ausgleichen. Sie stützt und ergänzt die ambulante Versorgung hilfebedürftiger Senioren und ermöglicht durch die Entlastung pflegender Angehöriger oft einen Verbleib in der liebgewordenen häuslichen Umgebung. Dabei trägt sie dazu bei, Interessen, Neigungen und Fähigkeiten der Senioren zu erhalten, zu verbessern bzw. zu wecken. Sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen ambulanter und stationärer Altenpflege und wird zunehmend als eigenständiges und ernstzunehmendes Angebot akzeptiert.

Das Hauptziel der Tagespflege ist es, die Lebenszufriedenheit des Klienten zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Die Tagespflege ist wochentags von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit die Tagespflege nur an einzelnen Wochentagen zu besuchen. Isolation und Vereinsamung insbesondere bei alleinstehenden alten Menschen soll verhindert werden. Darüber hinaus sollen pflegende Angehörige entlastet werden. Ein weiteres zentrales Ziel ist die ganzheitliche am Tagesort orientierte Betreuung und Pflege. Wir bieten Dienstleistungen unter Berücksichtigung der individuellen, pflegerischen und psychosozialen Besonderheiten jedes einzelnen Kunden an. Der Tagesgast soll so lange wie möglich in seiner gewohnten Umgebung bleiben. So kann der Einzug in ein Pflegeheim verhindert oder verzögert werden. Voraussetzung hierfür ist die Wiederherstellung bzw. der Erhalt des psychischen und physischen Wohlbefindens des Klienten.

 

4.2 Zielgruppen der Tagespflege

Das Angebot der Tagespflege richtet sich insbesondere an ältere und/oder behinderte Menschen, die

  • ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Fertigkeiten erhalten, verbessern und wiederherstellen möchten.

  • an Folgeerscheinungen von Krankheiten leiden, zum Beispiel Schlaganfall, Herzkreislauferkrankungen oder Einschränkungen des Bewegungsapparates.

  • allein leben und eine regelmäßige pflegerische Versorgung benötigen.

  • Kontakte und Anregungen haben möchten, um einer Vereinsamung vorzubeugen.

  • zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, welche aber aus gesundheitlichen, beruflichen oder häuslichen Gründen eine Entlastung benötigen.

  • zwar Hilfe benötigen, aber noch nicht in eine stationäre Dauereinrichtung einziehen möchten.

Die Pflege und Betreuung richtet sich nach den Bedürfnissen, Gewohnheiten und Möglichkeiten unserer Tagesgäste. Der Erhalt, die Förderung und Wiederherstellung aller Ressourcen im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens, wie

  • wach sein und schlafen

  • sich bewegen

  • sich beschäftigen

  • essen und trinken

  • atmen

  • Ausscheiden

  • Körpertemperatur regulieren

  • für Sicherheit sorgen

  • sich waschen und kleiden

  • kommunizieren

  • Sinn finden

  • sich als Mann und Frau fühlen und verhalten

 

steht dabei in einem professionellen und geplanten Pflegeprozess im Vordergrund.

Dies können wir bei der konzeptionellen Ausrichtung unserer Tagespflege nicht für alle Pflegebedürftigen leisten. Aus diesem Grund gibt es Gruppen, die in unserer Einrichtung keine Aufnahme finden und besser in speziell für sie zugeschnittenen Einrichtungen betreut werden können. Die Entscheidung über eine Nichtaufnahme wird vertrauensvoll mit den Betroffenen und ihren Angehörigen beraten und setzt stets eine individuelle Sichtweise und Prüfung voraus. Die folgend aufgeführten Personenkreise unterliegen einer Einzelfallprüfung und können nur in Ausnahmefällen, sowie bei Sicherstellung einer ihren Bedürfnissen entsprechenden Pflege, Aufnahme finden:

  • Menschen, deren herausforderndes Verhalten sowohl für Tagesbesucher oder Mitarbeiter eine Bedrohung darstellen können („aggressive Verwirrte“)

  • Menschen mit Selbstgefährdungstendenzen

  • Menschen mit hoher Hinlauftendenz

  • Süchtige und Suchtgefährdete

  • Menschen, die intensiver Behandlungspflege und ständiger ärztlicher Aufsicht bedürfen (z.B. Beatmungspatienten)

  • Menschen die aufgrund psychischer Erkrankungen erhöhter Aufmerksamkeit und ärztlicher Aufsicht bedürfen

4.3 Kontaktaufnahme und Erstbesuch

Die Kontaktaufnahme mit einer Pflegeeinrichtung ist für viele Klienten und ihren Angehörigen ein schwerer Schritt, der mit Unsicherheit und hohem Beratungsbedarf verbunden ist. Er erfolgt zumeist in außergewöhnlichen Lebenssituationen: nach langer oder kurzer schwerer Krankheit ist die Pflege in der häuslichen Umgebung erschwert. Unsicherheit und Angst vor einer tiefgreifenden Veränderung sind oft spürbar. Es ist unsere Aufgabe, die Betroffenen sensibel und vertrauensvoll zu beraten.

Die Mitarbeiter in unserer Sozialstation und der Tagespflege stellen sich dieser Aufgabe mit großem Engagement. In einem ausführlichen Beratungsgespräch werden unser Dienstleistungsangebot und die Räumlichkeiten des Hauses vorgestellt sowie die nächsten Schritte beraten. Der Besuch in der häuslichen Umgebung oder im Krankenhaus durch Mitarbeiter der Tagespflege wird angestrebt und soll den eventuellen Besuch der Tagespflege vorbereiten. Nicht immer ist der Besuch der Tagespflege dabei die einzige Möglichkeit. Wir beraten ergebnisoffen und helfen auch bei der Suche nach anderen geeigneteren Angeboten (z.B. Spezialeinrichtungen für psychisch Erkrankte, ambulante und stationäre Einrichtungen).

Der Aufenthalt neuer Klienten in der Tagespflege wird auf Grundlage der erfolgten Beratungsgespräche und des Besuchs in der häuslichen Umgebung vorbereitet. Generell vereinbaren wir beidseitig eine Testphase von 3 Anwesenheitstagen. Die Begrüßung erfolgt durch Mitarbeiter der Tagespflege, ein Blumengruß ist ein Zeichen des Willkommens. Der Klient wird folgend Schritt für Schritt entsprechend seinen Ressourcen mit der Einrichtung und den Gepflogenheiten vertraut gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

5 Umsetzung des Pflegeprozesses

5.1 Pflegeprozess

Der Pflegeprozess hat zum Ziel, auf systematische Art und Weise dem Bedürfnis des Klienten nach pflegerischer und betreuerischer Fürsorge zu entsprechen. Kernpunkt unseres pflegerischen und betreuerischen Handels stellt die qualifizierte Personenzentrierung in der Planung unter Einschluss der Darstellung der individuellen Wünsche und die Beachtung der speziellen Lebenssituationen der Menschen dar. Innerhalb des Pflegeprozesses legen wir besonderen Wert auf die Rückbesinnung auf die fachliche Kompetenz der Pflegefachkräfte sowie die Konzentration auf die Perspektive der pflegebedürftigen Person. Im Risikomanagement unserer Pflegedokumentation erfolgt eine Einschätzung pflegefachlicher Risikobereiche mittels Differentialassessments dann, wenn eine fachliche Notwendigkeit besteht. Von festgelegten Erfassungs- und Evaluationszeiträumen sehen wir ab, die Bezugspflegefachkraft schätzt das betreffende Risiko in individuell festzulegenden Zeitabständen ein.

Innerhalb des Pflegeprozesses erfassen wir als erstes die persönliche Situation und den Anlass, warum die pflegebedürftige Person aus ihrer Sicht unsere Hilfen bzw. Leistungen benötigt und welche Erwartungen sie mit der Inanspruchnahme unserer Dienstleistungen verbindet. Damit verfolgen wir das Ziel, einen ersten Eindruck darüber zu bekommen, wie die pflegebedürftige Person ihre eigene Situation wahrnimmt. Im Folgenden möchten wir den Ablauf des Pflegeprozesses in unserer Tagespflegeeinrichtung näher beschreiben.

Die Grundstruktur unserer Pflegedokumentation (Strukturmodell) baut auf einen Pflegeprozess mit 4 Phasen auf:

 

Schritt 1: strukturierte Informationssammlung UND Bewertung der Informationen zu Beginn des pflegerischen Auftrages, Erfassen pflege- und betreuungsrelvanter Risikobereiche mittels Initial- und Differentialassessments

In der strukturierten Informationssammlung wird der Sichtweise der pflegebedürftigen Person zu ihrer Lebens- und Pflegesituation und ihren Wünschen/Bedürfnissen an Hilfe und Unterstützung bewusst Raum gegeben. Das bewusste Zusammenführen der individuellen und subjektiven Sicht der pflegebedürftigen Person mit der fachlichen Einschätzung durch die Pflegefachkraft, sowie das Ergebnis des Verständigungsprozesses dieser beiden Personen, bildet die Grundlage aller unserer pflegerischen Interventionen. Darüber hinaus können Aussagen zu pflegerelevanten biografischen Zusammenhängen aufgenommen und ggf. festgehalten werden. Außerdem werden mögliche Risiken und Vorschläge zu entsprechenden Maßnahmen hierzu ergänzt.

Wir erfassen übersichtlich und strukturiert pflegerische Risiken und Phänomene in sechs Themenfeldern:

  • Kognition und Kommunikation

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient in der Lage ist, sich zeitlich, persönlich und örtlich zu orientieren, zu interagieren sowie Risiken und Gefahren zu erkennen. Hier ist auch das Auftreten von herausfordernden Verhaltensweisen, wie z.B. Umherwandern (Weglaufen) oder aggressiv-abwehrendes Verhalten zu beschreiben.

  • Mobilität und Bewegung

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient in der Lage ist, sich frei und selbstständig innerhalb und außerhalb der Wohnung bzw. der Tagespflegeeinrichtung zu bewegen.

  • Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient durch seine gesundheitliche Situation/Einschränkungen und Belastungen und deren Folgen pflegerisch-fachlichen Unterstützungsbedarf zeigt. Insbesondere sind die individuellen Belastungsfaktoren, die Compliance oder der Handlungsbedarf und die eventuellen Unterstützungsbedarfe bei der Bewältigung von Risiken und Phänomenen (z. B. Schmerz/Inkontinenz) oder deren Kompensation zu beschreiben und hinsichtlich ihrer krankheits- und therapiebedingten Anforderungen einzuschätzen.

  • Selbstversorgung

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient in der Lage ist, z. B. Körperpflege, Ankleiden, Essen und Trinken etc. selbstständig/mit Unterstützung zu realisieren.

  • Leben in sozialen Beziehungen

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient Aktivitäten im näheren (häuslichen) Umfeld und im außerhäuslichen Bereich selbstständig/mit Unterstützung gestalten kann und wer ihn ggf. dabei unterstützt (privates Umfeld).

  • Haushaltsführung (ambulant) und Wohnen/Häuslichkeit (stationär)

    • Leitgedanke dieses Punktes: In diesem Themenfeld geht es um die individuelle, situationsgerechte Erfassung und Beschreibung dazu, inwieweit der Klient seine Bedürfnisse und Bedarfe in Hinblick auf Wohnen, und Häuslichkeit in der stationären Einrichtung umsetzen kann. Sie sind wichtig für die Erhaltung von Gesundheit, Kompetenz und Wohlbefinden und die Möglichkeit, sich zu orientieren sowie Sicherheit durch Vertrautes zu erlangen – insbesondere in der unmittelbaren Lebensumwelt.

Schritt 2: individuelle Pflege- und Maßnahmenplanung, auf der Grundlage der prioritären Themen aus Schritt 1

Die Maßnahmenplanung erfolgt durch die Gestaltung eines Tagesablaufplans. Hier kann mit fixen Zeiten und variablen Zeitkorridoren gearbeitet werden. Handlungsleitend ist, ob aus fachlicher Sicht oder auf Wunsch des Klienten bestimmte Leistungen zu einem fixen Zeitpunkt erbracht werden sollten/müssten. Entscheidend ist für uns, dass der routinemäßige und wiederkehrende Ablauf in der grundpflegerischen Versorgung übersichtlich und zur schnellen Orientierung nachvollziehbar dargestellt ist. Zur Erfassung von Maßnahmen der sozialen Betreuung sowie zusätzlichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen planen wir Betreuungsmaßnahmen auf einem separaten Wochenplan.

Innerhalb unseres Leistungsnachweises zeichnen wir erbrachte Leistungen der grundpflegerischen Routineversorgung nicht durch Einzelnachweise ab, sondern mit einem Handzeichen.

Innerhalb der Dokumentation erbrachter Leistungen unterscheiden wir dabei jedoch klar zwischen grund- und behandlungspflegerischer Maßnahmen. Im Rahmen der Behandlungspflege halten wir an einer fortlaufenden Abzeichnung der durchgeführten Maßnahmen durch diejenige Person, die sie erbracht hat, fest. Auch hier werden ggf. entsprechende ergänzende Hinweise im Pflegebericht erfasst und dokumentiert.

 

Schritt 3: Pflegebericht mit dem Fokus auf Abweichungen von regelmäßig wiederkehrenden Pflege- und Betreuungsabläufen

Von besonderer Wichtigkeit stellt sich für uns im Pflegeprozess der Pflegebericht dar. Dabei dokumentieren wir innerhalb des Pflegeberichtes ausschließlich das Auftreten von Abweichungen. In dem Pflegebericht können grundsätzlich alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen Eintragungen unter Berücksichtigung des Datenschutzes vornehmen.

 

Schritt 4: die Evaluation mit festgelegten Evaluationszeiträumen, bezugnehmend auf Schritt 1, 2 und 3

In fachlich angemessenen Abständen, z.B. abhängig von stabilen oder instabilen Gesundheitssituationen und Pflegebedarfen, erfolgt die Reflexion und ggf. Evaluation der Pflegesituation und eine Reaktion durch entsprechende Angebote. Dabei werden insbesondere regelhafte bzw. wiederkehrende Abweichungen und Veränderungen in der grund- und behandlungspflegerischen Versorgung unserer Klienten in der individuellen Maßnahmenplanung (Tagesablaufplan) erfasst und aktualisiert.

 

5.2 Pflegesystem

Ein ganzheitlicher Ansatz stellt hohe Anforderungen an die Organisation der Arbeitsabläufe und das Pflegesystem. Wir streben eine Bezugspersonenpflege an, die durch die Kapazität von maximal 12 Tagesbesuchern in der Tagespflege durchgehend gesichert ist. Dies sichert als organisatorisches Fundament zum einen die Fachlichkeit der Pflege, zum anderen haben die Tagesbesucher ein Gefühl von Verlässlichkeit und Vertrauen.

Eine Pflegefachkraft ist kontinuierlich für die Pflegeprozessplanung einer bestimmten Anzahl von Klienten verantwortlich. Dabei werden die Gäste namentlich der Pflegefachkraft zugeordnet. Die Bezugspflegekraft wird vertreten durch die anderen Pflegefachkräfte oder Pflegehelfer. Die Bezugspflege bildet die Basis zur Entwicklung einer Vertrauensbeziehung und gibt den Klienten und ihren Angehörigen Sicherheit. Die Bezugspflegekraft ist für die Erfassung der strukturierten Informationssammlung und Tagesablaufplanung verantwortlich, damit eine Pflege nach dem PDCA-Zyklus (Planen, Durchführen, Überprüfen, Anpassen) stattfindet.

Tagesbesucherorientierte Arbeitsablaufpläne für die Mitarbeiter sichern eine gleich bleibende Qualität der Arbeit. Sie sollen jedoch nicht starr gehandhabt, sondern als Rahmen betrachtet werden. Wir haben für die Tagespflege Ablaufpläne erarbeitet, die ständig überarbeitet und an die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit angepasst werden. Sachgerechte Übergaben anhand der Pflegedokumentation in Verbindung mit der Pflegeplanung sichern, dass keine Informationen verloren gehen und die Pflege als ganzheitlicher Prozess strukturiert wird.

 

6 Leistungen der Tagespflege

 

6.1 Alltagsnormalität als Grundprinzip unseres Handelns

„Wir wollen miteinander – leben, in einer Alltagsnormalität, auf der Grundlage von Lebensfreude und des personen-zentrierten Ansatzes. Dadurch erfährt jeder in der Tagespflege Sicherheit und Wertschätzung.“

Besonders für unsere von Demenz betroffenen Tagespflegegäste bildet Alltagsnormalität den Rahmen für eine Struktur, die ihnen eine erlebbare Sicherheit und Orientierung gibt. Deshalb gestalten wir unsere gemeinsamen Tage um die Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Kaffeetrinken) herum stets gleich. Die einzelnen Betreuungsangebote wiederum richten wir an den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der jeweils anwesenden Gäste aus. Dabei berücksichtigen wir die Biografie, die Persönlichkeit und die Selbstbestimmung jedes einzelnen. Beschäftigung knüpft an vielfältige Alltagskompetenzen an und Menschen mit Demenz brauchen ein akzeptierendes Umfeld, das ihr Aktivsein kreativ unterstützt. Erzählen, feiern und lachen, aber auch weinen, trösten und getröstet werden gehören zu jedem unserer Tage.
Der Tag bei uns beginnt mit einem herzlichen Willkommen an der Haustür, gefolgt von einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück. Danach kann je nach Wunsch an diversen Betreuungsangeboten teilgenommen werden. Nach dem Mittagessen besteht die Möglichkeit sich in einem gemütlichen Ruhesessel oder auf einem Bett zu erholen oder, wer das nicht möchte, die Zeit frei zu gestalten. Nach dieser Mittagspause finden wiederum Betreuungsangebote statt, die von Kaffee und Kuchen gekrönt werden, bevor es Zeit wird bis zum nächsten Mal wieder voneinander Abschied zu nehmen. Ein von uns organisierter Fahrdienst kann auf Wunsch in Anspruch genommen werden.

 

6.2 Pflegeangebote

  • Unterstützung bei Zubereitung und Einnahme der Mahlzeiten

  • regelmäßiges Getränkeangebot, bei Bedarf Flüssigkeitsbilanzierung

  • Beobachtung des Allgemeinzustandes

  • Durchführung von Prophylaxen

  • Medikamentengabe nach ärztlicher Anordnung

  • Blutdruck- und Gewichtskontrolle

  • Begleitung und/oder Hilfestellung bei Toilettengängen

  • Inkontinenzversorgung, bei Bedarf Teilwäsche und Kleidungswechsel

  • Hilfestellung zum Erhalt der Mobilität

  •  

7 Soziale Betreuung und Beratung

Hauptaufgaben sind der Erhalt, sowie die Verbesserung der noch vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten im motorischen, kognitiven-, handwerklichen-, sowie häuslichen Bereich unserer Tagesgäste. Die Absicherung der therapeutischen Maßnahmen im motorisch-funktionellen Bereich, sowie bei altersbedingten Erkrankungen (z. B. Demenz) und Einzeltherapie ist nur begrenzt durchführbar und bedarf einer weiteren personellen Untersetzung. Ärztliche Verordnungen von Ergotherapie werden von den freien Praxen bearbeitet und ergänzen unser Angebot.

Die Betreuung und Anleitung der Praktikanten erfolgt bis hin zur Hinführung des selbstständigen Arbeitens beim Handwerk, den dazu gehörenden Vorbereitungsarbeiten, sowie den Spielangeboten am Nachmittag. Spaziergänge im Garten bei entsprechender Witterung und Einzeltherapie bei bettlägerigen Tagesbesuchern sind wichtige Arbeitsschwerpunkte. In der Gruppenstunde werden leichte gymnastische Übungen, Gedächtnistraining, ein Gesprächskreis usw., sowie gemeinsames Singen durchgeführt. Daran nehmen auch die Praktikanten hospitierend teil. Die Vorbereitung und Durchführung von Ausfahrten sowie von kleineren Festen und erfolgen in Verantwortung der Therapiemitarbeiter. Das jahreszeitliche Ausgestalten unseres Hauses, an dem sich die Tagesbesucher durch kreatives Gestalten mit einbringen, erfreut Tagesgäste und Gäste unseres Hauses gleichermaßen.

 

7.1 Therapeutische Angebote

Die Teilnahme der Einzel- und Gruppentherapie erfolgt auf freiwilliger Basis der Tagesgäste. Die Angebote sind jahreszeitlich, abwechslungsreich und je nach einem aktuellen Thema gestaltet. Die Gruppenstunde findet in Form eines Stuhlkreises statt und ist in 3 Bereiche untergliedert (Sitzgymnastik, Gedächtnistraining, gemeinsames Singen). Da eine gegenseitige Akzeptanz in der Gruppe vorhanden ist, obwohl unterschiedliche kognitive Voraussetzungen vorliegen, ist eine Trennung in dementielle Gruppen nicht nötig. Weitere Angebote sind Kegeln, Handwerk, Haushaltstraining sowie vielfältige Ausflüge.

 

7.2 Erhaltung motorischer Körperfunktionen

Der erste Teil jeder Gruppenstunde beginnt mit leichten gymnastischen Übungen, die zur Auflockerung dienen und gleichzeitig Körper, Geist und Seele in „Schwung“ bringen sollen.

Hauptziel ist die Erhaltung und Verbesserung motorischer, körperlicher Funktionen um somit eine größtmögliche Selbstständigkeit und Eigenkompetenz zu bewahren.

Um diese Ziele zu erreichen, kommen folgende Sportgeräte zum Einsatz, die ebenfalls bei unseren Tagesbesucher Spaß am Sport hervorrufen: Ringe mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit, Säckchen mit unterschiedlichen Füllungen, Jongliertücher, großes Schwungtuch, Bälle in unterschiedlichen Größen und Oberflächenstrukturen, Kegelspiel, Sitztanz, große Schaumgummiwürfel.

 

7.3 Gedächtnis und Konzentrationstraining

Der zweite Teil der Gruppenstunde beinhaltet den kognitiven Bereich, somit können wesentliche Verbesserungen der Denk- und Gedächtnisfunktionen erzielt werden. Die Teilnehmer werden durch Spiel und Spaß an kognitive Übungen herangeführt. Dies erfolgt ohne Stress und Leistungsdruck. Somit kann man Hirnleistungsstörungen vorbeugen und bereits körperliche und geistige Gesundheit verbessern und erhalten. (Sinnvolle, interessante und jederzeit gültige Themen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.) Dies ermöglicht ein individuelles Training. Daher werden die Konzentration, die Merkfähigkeit, Wortfindung, Formulierung, Reproduktion, Wahrnehmung, assoziiertes Denken und Erinnern angeregt. Zum Denken in Zusammenhängen, Überlegen, Entscheiden und Wiedererkennen werden die Tagesbesucher somit animiert.

Seh-, Hör-, Geschmacks-, Geruchs- und Tastübungen ermöglichen ein Training mit allen Sinnen. (Maßnahme zur geistigen Mobilisierung und Aktivierung.)

Die Gruppenstunde beginnt und endet mit einem Lied, passend zum jeweils angebotenen Thema. Hierbei wird das Langzeitgedächtnis unbewusst abgerufen.

Die Kombination von Bewegung und Gedächtnistraining regen die geistige- und körperliche Aktivierung am effektivsten an.

7.4 Förderung der Kommunikation und des Sozialverhaltens

Fester Bestandteil in unserem Haus sind folgende Aktivitäten, die Anlass für die Kommunikation untereinander sind. Einmal im Monat findet ein gemeinsames Kaffeetrinken der Tagesbesucher unter einem besonderen Thema statt. An diesem Tag sind die Tische, evtl. Speisen und Getränke sowie der kulturelle Teil dem Thema angepasst. Die aktive Beteiligung der Tagesgäste wird somit gefördert. Des Weiteren finden folgende Angebote statt: Feste zu verschiedenen Jahreszeiten, Kegeln, Sportfest, Gesellschaftsspiele, Ausflüge, Aufenthalte im Garten. Diese tragen alle zur Verbesserung der Beziehungen, gegenseitige Akzeptanz untereinander und zur Förderung des Wohlbefindens unserer Tagesgäste bei. Tagesgäste, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am alltäglichen Geschehen teilnehmen können, werden einmal wöchentlich am Bett mit sportlichen Aktivitäten sowie mit dem gleichen Angebot betreut, soweit es der kognitive und körperliche Befund noch zulässt, ansonsten besteht ein individuelles Angebot.

 

7.5 Haushaltstraining

Einmal wöchentlich findet ein Haushaltstraining in Form von Backen, Zubereitung von kleineren Speisen (Quark, Obstsalate usw.) statt. Dieses Angebot bietet die Möglichkeit, gezieltes Training hauwirtschaftlicher Tätigkeiten unter Berücksichtigung entsprechenden Krankheitsbildes durchzuführen. Priorität für die Arbeit ist die Wiedererlangung bzw. der Erhalt der größtmöglichen Selbstständigkeit der Tagesbesucher. Es soll Freude bereiten und alte Erinnerungen wieder erwecken. Auch dabei kommt es zur Kommunikation und zum Erfahrungsaustausch untereinander.

7.6 Kreatives Gestalten (Handwerk)

Das Handwerk findet in der Regel einmal monatlich statt. Dabei sollen die Fähig- und Fertigkeiten erhalten bzw. gefördert werden. Die Kreativität angeregt und der Spaß am Handwerk geweckt werden. Somit wächst das Selbstbewusstsein unserer Tagesgäste und zeigt ihnen das sie auch noch fähig sind etwas Schönes zu gestalten und das Gefühl vermittelt bekommen, noch gebraucht zu werden.

Indirekt werden dadurch folgende Fertigkeiten beübt: Grob- und Feinmotorik (Fingerfertigkeiten), Koordination, Hirnleistungen, Sensomotorik, Merkfähigkeit, Konzentration, Umsetzung, Sensibilität, psychische, emotionale sowie soziale Fähigkeiten.

Folgende Techniken kommen dabei zum Einsatz: Seidenmalerei, Korbflechten, kleben, schneiden, reißen, Pappmasche, Nähen, Arbeiten mit Naturmaterialien, Mandala, Endkaustik, Weben und anderes.

7.7 Therapieform - Einzelgespräche

Therapeutisch anspruchsvoll und persönlich wirksam sind individuelle Einzelgespräche. Sie helfen zum Beispiel in der Eingewöhnungsphase und den damit verbundenen Problemen bzw. zur Akzeptanz der neuen Lebenssituation. Die im Leben gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse werden zentraler Mittelpunkt. Das Wissen und Kennen der Lebensgewohnheiten lässt Fehler vermeiden und vereinfacht die therapeutische Arbeit.

7.8 Betreuungsangebote für dementiell erkrankte Tagesbesucher/innen

7.8.1 Training von Aufgaben des Alltags

Hierzu gehören Übungen mit Gehhilfen, Essbesteck, Haushaltsgeräten und anderen Alltagsgegenständen. Der Tagesbesucher soll möglichst selbständig und ohne Gefahren Aufgaben trotz seiner kognitiven Einschränkungen übernehmen. Auch bei Vorliegen einer leichten bis mittleren Demenz ist es möglich, Lernerfolge zu erzielen oder vorhandene Fähigkeiten zu erhalten.

7.8.2 Sprechübungen

Ziel dieser Maßnahme ist der Erhalt oder die Förderung der verbalen Kommunikation. Sie wird eingesetzt bei Tagesgästen, die Wortfindungsstörungen aufweisen oder durch Mangel an Gelegenheiten verlernen zu sprechen. Genutzt werden dazu Sprichwörter, Reime, etc.

7.8.3 Entspannungsangebote bei Unruhe- und Angstzuständen

Vorliegende Unruhe- und Angstzustände können mit Aromen, musikalischer Begleitung, warmen Farben und angenehmer Beleuchtung gelindert werden. Notwendig dafür sind z.B. elektrische Verdampfer, CD-Spieler mit entsprechender Musik.

7.8.4 10 – Minuten – Aktivierung

Bei mittleren bis schweren kognitiven Einschränkungen und bei deutlichem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses werden 10-Minuten-Aktivierungen genutzt, um kontinuierlich die vorhandenen Erinnerungen zu fördern.

Oft sind es Dinge aus dem Leben der Betroffenen, die er oft durchführen musste oder die mit intensiven Gefühlen verbunden sind. Dazu gehören z.B. Kernseife, Kaffeemühle, Einweckmaterialien, die Zubereitung von Lebensmitteln (Kartoffeln schälen, Gemüse putzen und schneiden,... ) oder das Bügeln von Bekleidung usw.

7.8.5 Validierende Gespräche

Diese Gespräche werden eingesetzt bei Menschen, die nicht mehr oder zeitweise nicht mehr im „Hier und Jetzt“ leben. Dabei spielt nicht das, was sie sagen eine zentrale Rolle, sondern welches Gefühl sich hinter der Aussage verbirgt. Diese Gefühle werden erkannt, ausgesprochen, individuell bestätigt und allgemein bestätigt (z.B. mit einem Sprichwort). Die Mitarbeiter setzen die Methode bei mittlerer bis schwerer Demenz ein, um Vertrauen zu fördern, um Verständnis zu zeigen und ein positives Lebensgefühl bei Menschen mit Realitätsproblemen zu erzeugen.

7.8.6 Bewegungsförderung

Insbesondere Gymnastik und Sitztanz fördern die Bewegung. Bei leichter bis mittlerer Demenz wird alles das genutzt, was ohne Kognition noch funktioniert und deshalb Spaß macht.

 

7.8.7 Gedächtnistraining

Mit verschiedenen Spielen wird versucht, das Gedächtnis zu trainieren. Dabei steht der Spaß an erster Stelle. Kreuzworträtsel, Memory, Mensch-ärgere-dich-nicht und viele andere Spiele können bei leichter bis mittlerer Demenz eingesetzt werden.

 

7.8.8 Erinnerungs- und Biografiearbeit

Die Möglichkeit Lebensereignisse und Lebenswege zu verarbeiten, versucht dieses Modul zu unterstützen. Dabei werden persönliche Gegenstände, Fotos, andere Aufzeichnungen genutzt, um Erinnerungen zu wecken. Diese Methode ist bei leichten bis schweren kognitiven Einschränkungen zu nutzen.

 

7.8.9 Passive Musiktherapie

Die Musiktherapie ist eine Form der nonverbalen Kommunikation und ist insbesondere für die Betreuung von dementiell erkrankten Tagesgästen geeignet. Durch das passive Musikhören können wir Erinnerungen wachrufen, die mit diesen Klängen emotional verbunden sind.

Alle dargestellten Module sind Orientierung für die Pflegeplanungen der Tagesgäste, die eine eingeschränkte Alltagskompetenz haben.

 

 

 

 

 

Quellen

Roes, Martina (2014): Pflegewissenschaftliche Einordnung Strukturmodell/SIS/Risikomatrix [URL: http://www.bagfw.de/uploads/media/Pflegewissenschaftliche_Einordnung_Roes_Muenchen.pdf, 14.10.2015]

Elisabeth Beikirch/ Karla Kämmer/ Prof. Dr. Martina Roes (2014): Handlungsanleitung zur praktischen Anwendung des Strukturmodells (ambulant/stationär), der integrierten Strukturierten Informationssammlung (SIS) mit der Matrix zur Risikoeinschätzung, der Maßnahmenplanung und der Evaluation sowie mit Hinweisen zum Handlungsbedarf auf der betrieblichen Ebene [URL:http://www.patientenbeauftragter.de/images/dokumente_version1/handlungsanleitung_zum_strukturmodell_k.pdf, 14.10.2015]

 

 

 

 

 

 

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